Curt Meyer – Gedächtnispreis der Berliner Krebsgesellschaft e.V. für Neurologe Dr. Frederik Bartels/ Charité

Gegen das Gehirn gerichtete Autoantikörper können zu Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen bei Menschen mit Tumorerkrankungen führen

Professor Petra Feyer, Vorstandsvorsitzende der Berliner Krebsgesellschaft e.V. (rechts) und Geschäftsführerin Barbara Kempf ehren Dr. Frederik Bartels.

Gegen das Gehirn gerichtete Autoantikörper können zu Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen bei Menschen mit Tumorerkrankungen führen: Das fand Neurologe Dr. Frederik Bartels am Beispiel des Lungekrebs heraus. Die Berliner Krebsgesellschaft e. V. ehrte den Nachwuchswissenschaftler jetzt für seine Forschungsarbeit mit dem renommierten Curt Meyer-Gedächtnispreis. Die wichtigste Auszeichnung für junge Krebsforscher:innen in Berlin überreichte Professor Petra Feyer, Vorstandsvorsitzende der Berliner Krebsgesellschaft e.V., am 14.11.2022 im Rahmen des Deutschen Krebskongresses.

Warum haben Tumorpatient:innen Schwierigkeiten mit der kognitiven Leistungsfähigkeit? Mit dieser Frage beschäftigt sich die von der Berliner Krebsgesellschaft e.V. ausgezeichnete Arbeit von Dr. Frederik Bartels, der an der Charité – Universitätsmedizin Berlin als Teilnehmer des Clinician Scientist Programms von Charité und Berlin Institute of Health (BIH) forscht. Häufig leiden Menschen mit einer Krebserkrankung an kognitiven Defiziten (sogenannte „cancer-related cognitive impairments“, CRCI). Das können Gedächtnis- oder Aufmerksamkeitsstörungen sein, die aufgrund des verbesserten Langzeitüberlebens bei Tumorerkrankungen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Diese kognitiven Beeinträchtigungen entwickeln sich unabhängig von einer Chemotherapie oder Bestrahlung und treten teilweise sogar vor Beginn der Tumortherapie auf. Das ist auch bei Patient:innen mit Lungenkarzinom der Fall.

Zur Ursachenforschung nahmen Neurologe Dr. Frederik Bartels um die Arbeitsgruppe „Kognitive Störungen bei neurologischen Erkrankungen“ von Prof. Carsten Finke bestimmte neuronale Autoantikörper in den Blick. Diese fehlgeleiteten Abwehrstoffe richten sich gegen das eigene Gehirn, anstatt vor Erregern zu schützen. Bartels und Team untersuchten erstmalig systematisch den Zusammenhang dieser neuronalen Autoantikörper und kognitiven Defiziten bei Patient:innen mit kleinzelligem und nicht-kleinzelligem Lungenkrebs. Ihre Querschnittsstudie wies bei mehr als zwei Drittel der 167 Patient:innen mit Lungenkarzinom Autoantikörper gegen das Gehirn nach, die mit kognitiven Beeinträchtigungen in Verbindung stehen. „Was wir im Rahmen der Studie sehen ist, dass bestimmte Autoantikörper bei Lungenkarzinompatient:innen häufiger auftreten, als bei gesunden Menschen. Wir gehen beim Verständnis der Antikörper davon aus, dass es unterschiedliche Ursachen gibt, warum sie sich gegen das eigene Nervensystem richten. Die Tumorerkrankung kann ein Auslöser für diesen Mechanismus sein,“ so Frederik Bartels. Wenn also Lungenkrebspatient:innen an Aufmerksamkeitsstörungen oder Störungen des verbalen Gedächtnis leiden kann das daran liegen, dass sich das eigene Immunsystem gegen neuronale Strukturen im Gehirn wendet.

Professor Petra Feyer, Vorstandsvorsitzende der Berliner Krebsgesellschaft e.V., überreichte den Curt Meyer-Gedächtnispreis im Rahmen der Plenarsitzung Lungentumore beim Deutschen Krebskongress 2022. „Die Forschungsergebnisse von Dr. Frederik Bartels sind zukunftsträchtig. Denn sie können dazu beitragen, dass neue Therapiemöglichkeiten in der Behandlung von immunvermittelten neurologischen Beeinträchtigungen bei Patient:innen mit Lungenkrebs entwickelt werden.“

Link zur Forschungsarbeit:
Association Between Neuronal Autoantibodies and Cognitive Impairment in Patients With Lung Cancer

Über den Curt Meyer-Gedächtnispreis:

Der Curt Meyer-Gedächtnispreis gehört zu den renommiertesten Auszeichnungen für junge Krebsforscher:innen in Berlin. 1988 zum ersten Mal von der Berliner Krebsgesellschaft e.V. verliehen, soll der mit 10.000 Euro dotierte Forschungspreis die Spitzenforschung in Berlin stärken und Nachwuchswissenschaftler zu herausragenden Leistungen animieren. Der Preis dient dem ehrenden Gedächtnis an den Berliner Senatsrat und Arzt Dr. med. Curt Meyer (1891-1984), dessen Name eng mit der Krebsfürsorge verbunden ist. Meyer wurde 1944 verhaftet und in das KZ Auschwitz deportiert. Nach 1945 reorganisierte der spätere Träger der Ernst-Reuter-Plakette das Gesundheitswesen im ehemaligen Westberlin, vor allem die Gesundheitsfürsorge. Die Berliner Krebsgesellschaft e.V. ist aus dem Landesausschuss Berlin für Krebsbekämpfung e.V. hervorgegangen, dessen Gründungsmitglied und Geschäftsführer Dr. Curt Meyer war.

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