Curt Meyer-Gedächtnispreis 2010 verliehen

Curt Meyer-Gedächtnispreis 2010 verliehen

Berliner Krebsgesellschaft zeichnet zwei Berliner Wissenschaftler für
Arbeiten zur Krebsforschung aus

Berlin, 16. Dezember 2010 - Die Berliner Krebsgesellschaft hat gestern Abend den Curt Meyer-Gedächtnispreis 2010 an die Krebsforscher Dr. med. Anne Letsch und Dr. rer. nat. Maurice Reimann verliehen. Mit ihren Arbeiten zu „Aktivierung von Zellschutzprogrammen“ und „Vakzinierungstherapie bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie“ haben beide Wissenschaftler neue Erkenntnisse zur Krebsbekämpfung gewonnen. Jetzt teilen sie sich den mit 10.000 Euro dotierten Preis.

„Beide Forscher haben intensive Arbeit in der Krebsforschung geleistet“, sagte der Vorsitzende der Berliner Krebsgesellschaft Prof. Dr. Dr. Peter M. Schlag, gestern Abend bei der Preisverleihung. „Diese Leistung sollen mit dem Curt Meyer-Gedächtnispreis 2010 gewürdigt werden.“ Die Preisverleihung fand im Rahmen eines Symposiums der Berliner Krebsgesellschaft im Kaiserin-Friedrich-Haus statt.

Neuer Impfstoff zeigt bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) Wirkung

Dr. Anne Letsch von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie an der Charité, Campus Benjamin Franklin, erhielt die Anerkennung für den erfolgreichen Einsatz eines neuartigen Tumorimpfstoffs. In dem aktuellen Projekt wurde ein Peptid des Transkriptionsfaktors WT1 zur Impfung bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) entwickelt. Der Transkriptionsfaktor WT1 ist in seiner Expression besonders stark mit der Malignität bzw. dem Wachstumsverhalten vieler Tumorzellen assoziiert. In Vorstudien konnte gezeigt werden, dass T-Lymphozyten von AML-Patienten in der Lage sind, über WT1 Leukämiezellen anzugreifen.

Mit der neuen Vakzinierungstherapie konnte die Arbeitsgruppe um Dr. Anne Letsch ermutigende Ergebnisse bei den durch Chemotherapie nicht mehr ausreichend behandelbaren Leukämieformen zeigen. „Bei einem Großteil der Patienten konnte durch die Vakzinierungstherapie eine Stabilisierung der Leukämie erreicht werden, bei einigen Patienten sogar eine Rückbildung der Erkrankung“, sagte Preisträgerin Dr. Anne Letsch zu den ersten klinischen Ergebnissen, die sie nun in weiteren Studien validieren will.

Krebsgen löst Kaskade zur Aktivierung von zwei Zellschutzprogrammen aus

Der Biologe Dr. Maurice Reimann, der in Arbeitsgruppe von Prof. Clemens Schmitt am Molekularen Krebsforschungszentrum der Charité, Campus Virchow, arbeitet, hat das Zusammenspiel von Onkogenen und Zellschutzprogrammen untersucht - und dabei eine überraschende Entdeckung gemacht.

Seit einiger Zeit wissen Forscher, dass Krebsgene wie Myc oder Ras/Raf im Frühstadium der Krebsentstehung paradoxerweise selbst Zellschutzprogramme aktivieren können. Bei diesen zellulären Sicherungsprogrammen handelt es sich um den programmierten Zelltod (Apoptose) sowie um die Seneszenz, die eine weitere Zellteilung verhindert. Bisher ging man davon aus, dass die beiden Schutzprogramme unabhängig und getrennt voneinander in der Zelle angeschaltet werden.

Am Tiermodell konnten Dr. Reimann und seine Kollegen erstmals zeigen, dass bei Lymphdrüsenkrebs beide Schutzprogramme durch ein Wechselspiel mit normalen Abwehrzellen zur Verhinderung von Tumoren zusammenarbeiten. Dabei löst die Aktivierung des Myc-Onkogens in Lymphomzellen zunächst Apoptose aus. Die absterbenden Zellen locken Fresszellen (Makrophagen) des Immunsystems an, die die abgestorbenen Lymphomzellen entsorgen. Die so aktivierten Fresszellen wiederum setzen Botenstoffe (Zytokine) frei, darunter das Zytokin TGF-beta. Dieses kann im Frühstadium einer Tumorerkrankung das Wachstum von Krebszellen hemmen. Dr. Reimann fand heraus, dass der Botenstoff in den Tumorzellen, die der Apoptose entkommen sind, das Seneszenz-Programm anschaltet und das Wachstum der Krebszellen damit stilllegt.

„Dieser koordinierte Krebsschutz-Mechanismus spielt nicht nur eine wichtige Rolle bei Lymphomerkrankungen, sondern ist vermutlich auch von grundlegender Bedeutung für das Verständnis der Krebsentstehung“, sagte Dr. Reimann.

Über den Curt Meyer-Gedächtnispreis

Seit 1988 verleiht die Berliner Krebsgesellschaft den Curt Meyer-Gedächtnispreis an Wissenschaftler, die an Berliner Forschungseinrichtungen tätig sind, für herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der klinischen, experimentellen und translationalen Krebsforschung. Dotiert mit 10.000 Euro zählt der Forschungspreis zu den höchst dotierten Auszeichnungen in Deutschland auf dem Gebiet der Krebsmedizin.

Der Preis dient dem ehrenden Gedächtnis an den Berliner Senatsrat Dr. med. Curt Meyer (1891-1984), der nach praktischer und kommunalärztlicher Tätigkeit in Thüringen und Berlin 1944 verhaftet und in das KZ Auschwitz deportiert wurde. Nach 1945 reorganisierte der spätere Träger der Ernst-Reuter-Plakette das Gesundheitswesen im ehemaligen Westberlin, insbesondere die Gesundheitsfürsorge. Die Beratungsstellen für Krebskranke in den Gesundheitsämtern gehen auf seine Initiative zurück. Er erkannte als einer der ersten, wie wichtig soziale und psychologische Unterstützung für die Rehabilitation von Krebskranken ist. Die Berliner Krebsgesellschaft e.V. ist aus dem Landesausschuss Berlin für Krebsbekämpfung e.V. hervorgegangen, dessen Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender Dr. Curt Meyer war.

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