Curt Meyer-Gedächtnispreis 2018 geht an Neuropathologe Professor David Capper von der Charité

Der mit 10.000 Euro dotierte Preis der Berliner Krebsgesellschaft wird für die Entwicklung einer Methode zur Klassifikation von Hirntumoren durch genomweite DNA Methylierungsmuster verliehen

Der Neuropathologe Professor David Capper, vor allem für die Entwicklung diagnostischer Marker für Hirntumoren bekannt, ist gestern mit dem renommierten Curt Meyer-Gedächtnispreis ausgezeichnet worden. Der Preis wird von der Berliner Krebsgesellschaft an herausragende Forscherpersönlichkeiten auf dem Gebiet der Onkologie vergeben; der 39-jährige Capper bekam ihn unter anderem für die Entwicklung einer computergestützten Methode zur Klassifikation von Hirntumoren. Im März sind die Ergebnisse seiner Teststudie im Wissenschaftsjournal „Nature“ veröffentlich worden.

Bildunterschrift (v.l.n.r.) Prof. Dr. med. Petra Feyer (Vorsitzende Berliner Krebsgesellschaft e.V.), Prof. Dr. med. David Capper (Preisträger), Laudator Prof. Dr. med. Dr. phil. Alfred Holzgreve (Beirat Berliner Krebsgesellschaft)

Hirntumor ist nicht gleich Hirntumor

Ein Glioblastom oder ein zentrales Neurozytom gehören zur Gruppe der Hirntumoren, weisen aber unterschiedliche molekulare Eigenschaften auf. Zurzeit lassen sich mithilfe von Gewebemerkmalen rund 100 verschiedene Arten von Hirntumoren unterscheiden, die ganz unterschiedlich auf Strahlen- und Chemotherapie ansprechen. Die richtige Zuordnung eines Tumors zu einer dieser Klassen ist für einen Patienten lebensnotwendig. Bislang wird sie vom Pathologen nach dem Prinzip der mikroskopischen Musterwiedererkennung vorgenommen. Fehleinschätzungen sind dabei nicht auszuschließen, die leider erst unter der Therapie offenkundig werden.

Capper hat nun gemeinsam mit Mitarbeitern des Hopp-Kindertumorzentrum am NCT Heidelberg (KiTZ), des Deutschen Krebsforschungszentrums und der Abteilung Neuropathologie am Universitätsklinikum Heidelberg ein alternatives Diagnoseverfahren entwickelt, mit dem komplizierte Fälle validiert und Fehldiagnosen aufgespürt werden sollen. Bei der von ihm entwickelten Methode werden Muster nicht mehr mit dem bloßen Auge erkannt, sondern mithilfe eines computergestützten Verfahrens identifiziert.

DNA Methylierungsmuster als zentrales Kennzeichen

David Capper nutzt einen bestimmten Anteil der epigenetischen Information eines Tumors, die so genannte DNA Methylierung, um die Tumoren seiner Patienten zu sortieren. Er erstellt digitale Methylierungsprofile und vergleicht sie mit über 2.800 bereits klassifizierten Methylierungsprofilen einer Referenzkohorte anderer neuroonkologischer Tumoren. Mit Hilfe eines auf maschinellem Lernen basierenden Algorithmus wird ein Klassifikationsscore bestimmt, der die Ähnlichkeit mit einer der 82 Tumorklassen und -unterklassen ausweist.

Für einen breiten Einsatz des Verfahrens stellen Capper und Mitarbeiter den Algorithmus und die Referenzkohorte über eine Website zur Verfügung (www.molecularneuropathology.org).

Um sicherzugehen, dass sich die Methode für den Einsatz in der klinischen Routine eignet, testeten die Wissenschaftler das konventionelle und das neue Verfahren der Diagnosestellung an über 1.000 Patienten. Hierbei wurden mithilfe des neuen Algorithmus in 12 % der Fälle Fehldiagnosen identifiziert. „Zurzeit setzen wir das Verfahren bei unklaren Tumoren ein, immer dann, wenn die Mikroskopie kein eindeutiges Bild abgibt. In der Mehrzahl der Fälle können wir mit dem Klassifikations-Algorithmus zu einer Klärung der Diagnose kommen. Ich denke, das Verfahren wird in einigen Jahren standardmäßig zur Bestimmung von Hirntumoren eingesetzt werden“, sagt Capper.

Prof. Dr. med. David Capper ist Facharzt für Neuropathologie und seit 2017 Professor für Neuropathologie an der Berliner Charité. Außerdem leitet er die Arbeitsgruppe „Molekulare Neuropathologie“ am DKTK Standort Berlin.

Originalpublikation: Capper D., Jones D.T.W. Sill M. and Hovestadt V. (gemeinsame Erstautoren) et al. (2018) "DNA methylation-based classification of central nervous system tumours". Online-Publikation am 14.03.2018; DOI: doi:10.1038/nature26000

Über den Curt Meyer-Gedächtnispreis 

Die Berliner Krebsgesellschaft verleiht den Curt Meyer-Gedächtnispreis seit 1988. Mit 10.000 Euro zählt der Forschungspreis zu den höchst dotierten Auszeichnungen in Deutschland auf dem Gebiet der Krebsmedizin. Der Preis dient dem ehrenden Gedächtnis an den Berliner Senatsrat Dr. med. Curt Meyer (1891-1984), der nach praktischer und kommunalärztlicher Tätigkeit in Thüringen und Berlin 1944 verhaftet und in das KZ Auschwitz deportiert wurde. Nach 1945 reorganisierte der spätere Träger der Ernst-Reuter-Plakette das Gesundheitswesen im ehemaligen Westberlin, vor allem die Gesundheitsfürsorge. Die Berliner Krebsgesellschaft e.V. ist aus dem Landesausschuss Berlin für Krebsbekämpfung e.V. hervorgegangen, dessen Gründungsmitglied und Geschäftsführer Dr. Curt Meyer war. 

Pressekontakt

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